„Schule, Schneider, Schuster…“ zischt Vogelpfeifer Peter Berger – selbstredend in Lederhose und mit keckem Hut samt Feder. Und das Publikum schaut und hört staunend zu, was er „dem kleinsten Musikinstrument der Welt“ so alles entlockt. Peter Berger (45) ist Vogelpfeifer in dritter Generation und Besitzer des kleinsten, aber pfiffigsten Schaustellergeschäfts am Gäubodenfest. Die obige Szene spielt aber garnicht dort. Sie spielt in der Schule für Körperbehinderte, wo Peter Berger mit Sohn Ludwig (10) schon vorab das Gäubodenfest anpfiff und mit den Kindern der Feriengruppe ein so pfiffiges Pfeifkonzert veranstaltete, dass die Handwerker, die beim dortigen Umbau zugange sind, sich verwundert die Augen rieben.
Vor sieben Jahren hat Peter Berger das Schaustellergeschäft von seinem Vater übernommen und setzt die liebenswert- nostalgische Tradition fort, die sich von der lärmenden Welt der Rummelplätze abhebt. Es gehört zu Bergers täglichem Brot, dem Publikum beizubringen, wie man einem wasserfesten appendeckel, einem gestanzten Edelstahl-Blechring und einem Stück Ochsendarm-Membrane, von Hand geschnitten, ein harmonisches Vogelkonzert entlockt. Gefertigt werden die Pfeiferl von der Familie. „Ein Gäubodenfest ohne Vogelpfeiferl is wia a Bett ohne Wanzen, da rührt sich a nix“, hat schon Bergers Großvater vor 75 Jahren gepfiffen. Um seinen Stand am Volksfest – Markenzeichen ein Gorilla, der seine
rote Zunge herausstreckt, nur zu Demonstrationszwecken wohlgemerkt – scharen sich oft auch Kinder im Rollstuhl, erzählt Peter Berger. Blickkontakt sei da, aber leider fehle im Getümmel die Möglichkeit, intensiver Kontakt aufzunehmen. Warum nicht im Vorfeld des Festes mit den Kindern ein paar Vogelstimmen trainieren, dachte er sich. Die Feriengruppe der Körperbehindertenschule jedenfalls freute sich riesig.
Einige hatten, von Berger mit einer Tüte mit zwei Pfeiferln grundausgestattet, den Bogen schnell heraus. Wenn nicht, gab es Einzelunterricht, Geheimtipps vom Vogelpfeifer natürlich inclusive. Die anderen hielten lieber die von ihm mitgebrachten Hirnklopfer in Trab. Die Kunststoffvögel, die dank eines Saugknopfes und ein bisschen Spucke nicht nur am Hirnkastl, sondern auch auf Rollstuhllehnen und Armbanduhren halten, sorgten rundherum für lachende Gesichter. Wenn man sie aufzieht, fangen sie an zu picken. Nicht minder für Belustigung sorgte Bergers Erklärung, dass der Hirnklopfer die Durchblutung anrege, für heiße Ohren und ebensolche Nasenspitze sorge.
Die Lacher hatte er auch auf seiner Seite, als er die Sirene eines Polizeiautos, Pferdewiehern, Froschquaken und Esel-Ia imitierte. An solchen pfiffigen Finessen werden die Kinder noch etwas feilen müssen, aber womöglich pfeift ihm eines etwas vor an seinem Volksfeststand. Sie haben ihm jedenfalls versprochen vorbeizuschauen.
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